Das Glitzerbonbon von Genf

vignette_strassenrandperlen4Und schon wieder dran vorbeigefahren! Entlang der Alpen-Magistralen gibt es überraschende neue Architekturen und alte, die jeder zu kennen glaubt, obwohl kaum einer je dort angehalten hat. Wir haben sie besucht.  #2

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Objekt Vacheron Constantin 1 und 2, Hauptquartier und Uhrenmanufaktur / Adresse Chemin de Tourbillon 10, CH-1228 Plan-les-Ouates bei Genf / Koordinaten N 46.1661   O 6.1000 / Bauzeit 2002-2014 / Bau-Grund  Die älteste existierende Uhrenfabrik der Welt wollte endlich auch mal die neueste Uhrenfabrik der Welt sein / Aktuelle Nutzung   Management und Produktion! Leider muss, wer rein will, zur Führung geladen sein. Sonst lernt er den Werkschutz kennen – www.vacheronconstantin.com / Schönster Augenblick  Bei gewissen Sonneneinfallswinkeln irisieren die Jalousien vor der langen Glasfront in Regenbogenfarben.

Warum man immer dran vorbeifährt:  Nur ein Wimpernschlag noch, dann kommt die französische Grenze. Wer nichts von dieser Architektur weiß, passiert die Manufaktur an der Autobahn A 1 deshalb leider, ohne sie richtig wahrzunehmen.
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Weshalb man nächstes Mal unbedingt hin muss!  Das neue Hauptquartier der 1755 gegründeten Uhrenfabrik liegt ein paar Kilometer südlich von Genf in Plan-les-Ouates, direkt an der A 1. Der berühmte, in Paris und New York praktizierende Architekt Bernard Tschumi aus Lausanne durfte noch nicht allzu viel in seinem Heimatland Schweiz bauen. Doch mit Anbruch des neuen Jahrtausends hat man ihn, der bis vor Kurzem Dekan der Architekturfakultät der Columbia University in New York war, zuhause endlich entdeckt. Er schuf hier fließende Fassaden mit einem fast nahtlos wirkenden, silbern glänzenden Metallüberzug – eine verführerische Willkommensgeste. Fast sieht es aus, als habe Tschumi einen Silberschokoladeguss über das elegante Headquarter und die flache Produktionshalle laufen lassen. Im Hintergrund die Savoyer Alpen, bis in den Frühsommer mit einem Schneerand verziert.
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Wie man hinkommt: Bei der Ausfahrt Perly (kurz hinter Genf bzw. von Frankreich aus unmittelbar hinter der Grenze) die A 1 verlassen und unter der Autobahn durch nach Plan-les-Ouates und zum Eingang der Fabrik. Wer ohnehin von der A 1 auf die 1a in Richtung Genfer Innenstadt biegen möchte, umkurvt stattdessen Vacheron Constantin automatisch und kriegt aus der Zufahrtstraßenornamentik heraus schöne Blicke im Vorbeifahren.

(copyright Idee, Text und Bilder: Sabine Berthold & Alexander Hosch)

Das Kastell am San Bernardino-Tunnel

vignette_strassenrandperlen4Und schon wieder dran vorbeigefahren! Entlang der Alpen-Magistralen gibt es Sehenswürdigkeiten, die jeder zu kennen glaubt, obwohl kaum einer je dort angehalten hat. Wir nehmen uns die Zeit und besuchen sie. #1
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Objekt  Castello di Mesocco / Adresse  CH-6563 Mesocco, Graubünden / Koordinaten  N 46°22.864 ´    E 009°13.965 ́  / Bauzeit   Zirka 1050 bis 1500 / Bau-Grund  Der ideale Ort für eine uneinnehmbare Burg!  / Aktuelle Nutzung  www.castellomesocco.ch / Schönster Augenblick  Bei Sonne in den hügeligen Freiflächen zwischen Ringmauer und Ruinen (frei zugänglich)


Warum man immer dran vorbeifährt:
  Gerade hatten wir noch die Windungen der alten Alpentransversale Via Mala nebenan bestaunt, da überrascht uns die teilweise zwei- und teilweise vierspurige Autobahn 13 (E 43) mit dem langen Tunnel am San Bernardino – das „Tor zum Tessin“. Der Blick dahinter nimmt uns den Atem. Ah, das Land, wo Milch und Honig fließen. Und da, eine Märchenburg! Zu spät…

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Weshalb man nächstes Mal unbedingt hin muss:  Jeder versteht, warum schon die Menschen der Jungsteinzeit hier siedelten. Die vor einigen Jahren restaurierten Ruinen des Castello liegen auf einem mächtigen Fels im Misox. Vorburg, Kirche, Kern- und Hauptburg bilden zwischen Grünflächen eine der größten Anlagen der Schweiz. Über 300 Jahre – bis 1480 – herrschten hier die Freiherren (und späteren Grafen) Sax über das Tal. Dann kaufte ein Mailänder Condottiere das Kastell. Die neidischen Grauen Bünde besetzten es 1526. Danach verfiel es. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden einige Türme wiederhergestellt. Kunsthistorisch besonders: Reste mittelalterlicher Malerei auf Stein und ein Campanile mit Doppelbogenmotiv. Am Fuß des Burghügels steht die Kirche Santa Maria von 1050 mit ihrem großen Fresko von 1469 aus Monats- und Heiligenbildern sowie Christi Geburt und Tod. Auch sie ist relativ frisch restauriert.

Wie man hinkommt: Von Süden (Tessin) die Ausfahrten Mesocco Süd oder Nord nehmen. In der Gegenrichtung aus Chur nach dem Tunnel raus (Mesocco Nord), auf den Parkplatz neben der Autobahn, zu Fuß über die kleine Brücke und hinauf. 200 Meter nach der Chiesa Santa Maria folgt die Burg.

(copyright: Sabine Berthold & Alexander Hosch)

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