In die Bibliothek der Superlative

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Der Schweizer Heimatschutz (nicht zu verwechseln mit den amerikanischen Geheimniskrämern) kümmert sich als Verein um das baukulturelle Erbe der Eidgenossenschaft. Seit einigen Jahren sorgt die Initiative mit zauberhaften Publikationen im Postkartenformat dafür, dass man augenblicklich zur einer groß angelegten Tour de Suisse aufbrechen möchte. Mission erfüllt. Jeder Band ist einem anderen Superlativ gewidmet, denn die Schweiz kann nun mal aus dem Vollen schöpfen – die schönsten Kaffeehäuser, Bäder, Bauten, Hotels und zuletzt eben die schönsten Museen in zwei Bänden. Gerade wurde Band 2 herausgegeben, der sich auf 50 Ausstellungsorte für Bildende Kunst konzentriert.

Beim Blättern treffe ich aufluchtbergfoto_300f alte Bekannte wie das Musée Jenisch, ein neoklassizistisches Schatzkästchen am Genfersee für Arbeiten auf Papier. Oder den von Reformgeist und Champagnerlaune einer Aussteigerkommune umwölkten Complesso Museale del Monte Verità hoch über Ascona. Doch steckt das Büchlein auch voller Überraschungen. Wer vermutet schon hinter der schlichten historischen Fassade des Hotels Furkablick eines der aufregendsten helvetischen Kunstprojekte?

furkablick2Seit 1983 haben mehr als 70 internationale Akteure – darunter Marina Abramović und Ulay, Daniel Buren, Jenny Holzer, Per Kirkeby, Lawrence Weiner oder Mario Merz – auf der Furkapasshöhe (2427 m ü. M.) gegen Kost, Logis und einen Gotteslohn wundervolle Malerei, Skulpturen, Installationen und Interventionen hinterlassen. Dann kam auch noch Rem Koolhaas und baute das denkmalgeschützte Hotel mit minimalen Eingriffen 1991 behutsam um. Ich möchte jetzt bitte sofort einen Kaffee auf der Sonnenterrasse trinken. Muss mich aber wohl gedulden. Denn das Haus ist nur zur Postsaison von Juni bis September geöffnet.

Alexandra González

Die schönsten Museen der Schweiz – Orte der Kunst. 120 Seiten. Format A6. CHF 16,-. Bestellungen unter www.heimatschutz.ch/shop

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