Das untere Sarca-Tal erstreckt sich von der Limarò-Schlucht bis nach Riva del Garda. Mit alten Villen ist es gesegnet, mit Renaissance- und Barockkirchen, mildem Klima und einer bizarren Landschaft aus Gesteinsmassen, die urzeitliche Bergstürze hier hinterlassen haben. Ein Paradies für Sportler, Naturfreunde, Kulturbeflissene. Was viele Besucher nicht wissen: In diesem verwöhnten Landstrich am Flusslauf der Sarca formierte sich in den frühen Vierzigerjahren wirkungsvoller Widerstand gegen die deutschen Besatzer. Am Ende des zweiten Weltkriegs verdankte Riva del Garda der Partisanenbrigade Eugenio Impera gar seine Befreiung.

Das MAG, ein Museum in der Festung von Riva, idyllisch vom Gardasee umspült, hat zu diesem besonders dramatischen Abschnitt italienischer Geschichte die bemerkenswerte Ausstellung „Achtung Banditen!“ realisiert. Zahlreiche Vintagefotos, Originalurkunden, Texte auf Italienisch und Englisch sowie Videoinstallationen dokumentieren die Anstrengungen der alpinen Rebellen im Kampf gegen die Gräuel der deutschen Besatzung . Unter die
Haut geht die Schau, wenn man
plötzlich Historie in den Händen hält: Eigens wurde das einst in Rivas Via Verdi angesiedelte Gestapo-Büro rekonstruiert – in diesem Dienstzimmer lassen sich nun eine Kartothek öffnen und die Karteikarten mit den Biografien der Partisanen betrachten und befühlen, wie überhaupt der Heldenmut einer ganzen Region in der Ausstellung ein Gesicht bekommt. 
Die Schau zeichnet die Entwicklung von Jugendlichen aus dem Sarca-Tal nach, die vom Faschismus über den lebensreformatorischen Antifaschismus der „Figli della montagna“ (Kinder der Berge) zum militanten Widerstand wechselten. Sie erzählt von der tragischen Nacht zum 28. Juni 1944, als die Nationalsozialisten elf Partisanen exekutierten und von den Narben, die die Bevölkerung nach Kriegsende davontrug.
Résistance ist also kein heroisches Privileg der Franzosen, sondern auch integraler Bestandteil der Geschichte des Trentino, wo sich der Widerstand vor allem entlang der Provinzgrenzen bildete. Zivilcourage hieß hier einfach Resistenza.
Alexandra González


Achtung Banditen! Widerstand im unteren Sarcatal. 1943 bis 1945. MAG Museo Alto Garda, Riva del Garda. Bis Sonntag, 5. November 2017. Der Katalog zur Ausstellung kostet 2 Euro.
http://www.museoaltogarda.it/de/mostre/temporanee/exhibits/exhibit/achtung_banditen_la_resistenza_del_basso_sarca_1943-1945
Und schon wieder dran vorbeigefahren! Entlang der Alpen-Magistralen gibt es überraschende neue Architekturen. Und schöne ältere Bauten, die jeder zu kennen glaubt, obwohl kaum einer je dort angehalten hat. Wir haben sie besucht.
Objekt Wallfahrtskirche Santuario Madonna Della Corona / Ort I-37010 Spiazzi/Ferrara di Monte Baldo / Koordinaten
Nutzung Wallfahrtsort; täglich Gottesdienste; www.madonnadellacorona.it / Öffnungszeiten jeden Tag 8-18 Uhr (April bis Oktober 7-19.30 Uhr) / Schönster Augenblick Frühmorgens, bevor die Touristenbusse kommen
Weil dieser Ort schon immer ganz besonders war. Zu heidnischer Zeit fanden hier Kulte statt. Ab 1000 lebten da oben christliche Eremiten. Seit 1437 gab es eine Kapelle und eine Einsiedelei, von der „Commenda der Jerusalemer Ritter“ verwaltet. Für 1522 wird die nächtliche Erscheinung einer Pietà in der Felswand behauptet, umspielt von Musik und blendendem Licht. Der Grund : Die schlimmen Türken hatten gerade das christliche Rhodos besetzt, nun sollten sie an der Renaissance scheitern! Ein Wallfahrtsort war geboren. Arbeiter und Gerät wurden zur eiligen Vergrößerung der Kirche nun per Winde abgeseilt – so wie 1530 auch der Bischof von Verona, der den Neubau besuchte. Später kamen eine Heilige Treppe (Scala sacra), ein Hospiz
und immer wieder stattliche Kirchenanbauten dazu – 1540, 1625-80, 1899… Der aktuelle Bau wurde in einem gotischen Stil um 1978 errichtet, als die alte Kirche einzustürzen drohte. Nach Maltesern und Johannitern ist heute die Diözese Verona für das ganze Areal zuständig. Deren Priesterseminar kümmert sich um die Liturgien. Der größte Schatz ist
die 70 cm hohe, bemalte Stein-Pietà von 1422 . Sie bildet das Zentrum des in den Fels geschlagenen Altarraums. Die Pietà wird von einer Dornenkrone und fünf Engelsgruppen umgeben. An anderen interessanten Stellen finden sich 167 alte Votivtafeln, eine „Grabstätte der Einsiedler“ in Glasschreinen und die zwischen 1900 und 1915 geschaffenen Carraramarmor-Statuen des Veroneser Bildhauers Ugo Zannoni.

Manchmal möchte man in Arco, dem sympathischen Kletterdorado nördlich des Gardasees, einfach nur die Augen schließen vor den in bunte Funktionskleidung gepressten Massen. Wir flüchten daher zu gerne in die Galleria Civica G. Segantini, wo noch bis 19. Oktober die Ausstellung „Divisionismi dopo il Divisionismo“ zu sehen ist. Diese italienische Kunstströmung begann Ende des 19. Jahrhunderts mit der Atomisierung von Form und Farbe. Für die nächste Generation – die Futuristen – war sie bahnbrechend. Während die französischen Pointillisten beim Nebeneinandersetzen von Klecksen, Linien und Punkten wissenschaftlichen Prinzipien folgten und eine gewisse Monotonie erzeugten, gelang den italienischen Divisionisten wie Giovanni Segantini, Luigi Bonazza und Teodoro Wolf Ferrari eine freiere Anwendung der Maltechnik: Licht, Flirren, Strahlkraft, Farbe – von all dem mehr.

